Elisabeth Freundlich
Wir waren ja wahnsinnig, damals

Eine ferne Geschichte, die von einer »Weltkatastrophe« Faschismus, von mutigen Kämpfern und schwierigen Lieben zwischen Wien, Paris, Brüssel, New York und Montreal erzählt. Auf einer zweiten Ebene berichtet dieses im Exil entstandene Frühwerk Elisabeth Freundlichs von starken Frauen und dem Versuch, ein sinnvolles Leben auszuhalten.
Eine »unverpflichtende Beziehung« hat die Fotografin Leni, die im Widerstand aktiv war, und Henrik, den Geschäftsmann aus reichem Hause, gegen Ende des Kriegs noch einmal zusammengeführt. Leni wühlt in schmerzhaften Erinnerungen an ihren Geliebten, der im spanischen Bürgerkrieg sein Leben ließ, sie denkt an die Opfer, die vielleicht vergeblich waren, rekapituliert Glücksgefühle und Verzweiflung, Abschiede und die Frage, ob sie die »Fahne weitertragen« kann. Pathos blitzt auf und wird beiseitegewischt durch die unbeantwortbare Frage nach dem Sinn und Zweck dessen, was war, und was jetzt richtig sein könnte.
Es ist erstaunlich, was alles in dem schmalen Band zur Sprache kommt: Francos Sieg, Lenis Erinnerungen an eine schöne Kindheit in Wien, Verfolgung, Flucht, die Schwierigkeiten des Exils in Frankreich und den USA, die Jagd nach Arbeit, Freunde, die sie zurückgelassen hat … und immer wieder Frauen, die, wie in den späteren Werken der Autorin, vielschichtig und fein gezeichnet, meist stärker sind als die Männer.
Als Leni hört, dass die Alliierten in der Normandie gelandet sind, fällt sie die Entscheidung zurückzugehen, statt über ihre Erfahrungen zu schreiben: »Die Bücher, die Kunst hatten die Dinge um nichts besser gemacht.«
Das Geflecht aus Hoffnung und Intimität, Tragik und Analyse, Sehnsüchten und Einsichten ist in eine Sprache gefasst, die all die schwierigen Themen über die geschilderte Zeit hinauszieht und traurig-aktuelle Assoziationen zu anderen Weltkatastrophen weckt. (Verlagstext)

 

persona, 128 S., gebunden

 16,00

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