Ditterich von Euler-Donnersperg
Durch das besetzte Europa. Nachrichten aus dem Scheinraum und der Scheinzeit Band 1 und 2

Hier liegen sie nun vor – die von mancherlei Lügenmäulern frech gefälschten Berichte aus dem Tiefinnersten eines gequälten Erdenteils, denen vor allem Eines abzugewinnen wäre: Eine Wahrheit ist erst dann wahr, wenn man über sie lachen kann. Während dämmernder Nächte hat der graue Knurrhahn Ditterich von Euler- Donnersperg, unter dem Fussellicht eines Kirchkerzenrestes auf dem Abortbalken hockend, sie mit klammen, vom Frost gebissenen Fingern und einem mit Bitterspucke gefeuchteten Bleistiftstummel auf die abgewetzte Rückseite einer ungültigen Fahrkarte gekritzelt, darauf sie im Jauchedunst der Zeit träge schleichend verbleichen werden.

„Der beim Ableben geäußerte Wunsch eines Künstlers, seinen Nachlaß unbesehen zu verbrennen, hat der Nachwelt vielerlei Schund erspart. Nur leider wird das Urteil allzu selten vollstreckt.“
Klopstock

Der Fortgang der Kummerfahrt durch das besetzte Europa bezeugt, daß sich die Geschicke der Menschen in schlingernden Schlaufen ihrem ruhmlosen Ende entgegenbewegen. Vielerlei Fuder seelischer Lasten sind über unsere Helden gekommen, daß sie geradezu im Gewand hampelnder Würstchen wenn nicht schäbiger Stiefeldiebe das Erdenrund beschreiten. An mancherlei Geißeneuter haben sie gelutscht, manch einen alten kargen Filz bestohlen, manch wichtig daherkommenden Bauch mit der Degenspitze durchstoßen, manchen Bettelsack vor sich her geschleppt, Derselbe statt mit einem Mürbekuchen mit einer Zwackzecke gefüllt. Völlig unbedeutend kommen jene armseligen Untaten daher – pudert also das Näschen, um es fest in diese Blätter voller Hoffnungslosigkeit und Gift zu tauchen, die jeglicher Ehrsamkeit Hohn sprechen! Trotz aller Widernisse pflanzen die Klangkrieger unbeirrt und lachend das Banner des Wortes wie des Seelenklanges in die Welt, daß, wenn längst der Eichbaum verdorrt, der Fels zerfallen, die strahlenden Menschenherrscher wie faules Laub verweht, Sintfluten aus Blut und Tränen den Erdkreis überschwemmen, tausend Rettungsarchen ihr Versprechen heiligen – daß die dumpfen Einengungen und Zweckverwebungen des Schicksals sich umdichten mögen in ein Denkhaus, das sich des Daseins wie es einmal ist, mit kalter Wucht entschlägt.

„Auch der scharfsinnigste Beobachter ist nicht dagegen gefeit, ein schwimmendes Stück Seife mit einem Eisberg zu verwechseln.“
Klopstock (Verlagstext)

 

moloko, 1360 S., 2 Bände, kartoniert

 48,00

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