Ben Gijsemans
Aaron

«Aaron wohnt mit seinen 20 Jahren noch bei den Eltern und muss sich auf zwei Nachprüfungen vorbereiten. Aber meist schaut er aus dem Fenster seines Jugendzimmers, denn der kleine Junge unten auf dem Fussballplatz lenkt Aaron ab und verwirrt ihn. Aaron kann weder vor noch zurück. Seine Untätigkeit wird zur Zeitlupe, zum Slow Comic in Sepiatönen, über Seiten hinweg wortlos, aber jede seiner Bewegungen minutiös registrierend. Aller zeichnerischen Präzision zum Trotz lässt sich an seiner Körpersprache dennoch kaum ablesen, was genau in ihm vorgeht. Auch ihm selbst ist der Zugang zu seinem Inneren versperrt, und zwar durch das gigantische Tabu, das wie ein Damoklesschwert über ihm hängt. Aarons Mittel, sich und seinen prekären Gefühlen zu entfliehen, sind eingeschobene, bunte Actionszenen wie aus klassischen amerikanischen Superhelden-Comics. Auch hier droht das Böse, aber nur im Anderen. Auf das lässt sich einfach draufhauen. Raster, Farben und Konturen evozieren perfekt eine schlechte Druckqualität auf billigem, holzigem Papier der Fünfzigerjahre, und auch die genau getroffene Mittelmässigkeit von Handlung und Texten wirkt jeder Überforderung entgegen. Als Leser_in braucht man diese Pausen fast ebenso wie der Protagonist selbst, und sie sind nicht weniger präzis und hingebungsvoll gestaltet als der eigentliche Erzählteil. Die Erzählung aber spult sich nicht vor einem ab, sondern kann das nur in einem. Protagonist und Leser_in also wieder im selben Boot. Wobei man sich an dem Thema Pädophilie besser nicht blindstarren sollte.» – Rolf Erdorf, Übersetzer  (Verlagstext)

 

 

 

Edition Moderne, 216 S., kartoniert

 35,00

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